Artikel über mich
Wickerts Handgemenge mit der Polizei
08.09.2010, GA
Bonn. Der ehemalige Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert kommt nach Bonn. In der Reihe Krimi-Lesungen im Polizeipräsidium präsentiert er am Mittwoch, 6. Oktober, sein neues Buch „Das achte Paradies“ mit dem vierten Fall für Richter Jacques Ricou vor. Dagmar Blesel stellte Wickert Fragen rund die Lesung.
General-Anzeiger: Wie ist der Termin im Bonner Polizeipräsidium zustande gekommen?
Ulrich Wickert: Bei meiner letzten Lesung für das Literaturhaus in Bonn sprach mich ein Kriminalkommissar an und fragte, ob ich nicht an einer Lesung im Polizeipräsidium teilnehmen wollte. Ich sagte spontan zu, da ich schon an meinem neuen Kriminalroman arbeitete.
Außerdem habe ich zum Polizeipräsidium in Bonn besondere Beziehungen – noch aus der Zeit als Student. Damals hatte ich den Verein gegen Übergriffe der Polizei gegründet, da einige Studenten, darunter ich, uns mit ein paar Polizisten in der Nacht nach einem Fest – ich glaube im Anschluss an eines in der Uni – ein kleines Handgemenge geleistet haben. Aber das war alles sehr harmlos.
GA: Haben Sie noch Kontakt nach Bonn?
Wickert: Ja, sicher. Hier wohnen immer noch viele Bekannte. Und aus meiner Zeit als „Dienstagswirt“ in den Elsässer Weinstuben in der Breitestraße – ach, sogar noch aus der Zeit der Schumannklause, kenne ich noch den einen oder anderen Wirt.
GA: Wann waren Sie zum letzten Mal in Bonn?
Wickert: Das war 2009 zu meiner Lesung für das Literaturhaus, die übrigens im ehemaligen Postministerium, in dem jetzt der Bundesrechnungshof sitzt, in dem schönen Saal mit Rheinblick stattfand.
GA: Was fällt Ihnen spontan zur ehemaligen Hauptstadt ein?
Wickert: Dazu fällt mir soviel ein, dass ich darüber mindestens ein dickes Buch schreiben könnte. Schließlich habe ich in Bonn studiert und viele Jahre gewohnt, als ich bei Monitor beim WDR gearbeitet habe.
GA: Und was sagen Sie zur heutigen Situation Bonns? Dort spielt sich mit dem Millionenskandal rund ums WCCB ja auch ein Krimi ab.
Wickert: Ach, der Skandal um das World Conference Center ist natürlich eine Banalität gegen die Dinge, die in meinen Kriminalromanen vorkommen. Morde, politische Korruption der besten Art, wie wir sie uns in Deutschland kaum vorstellen können. Zumindest im Verbrechen sind die Deutschen Mittelmaß, was ja auch gar nicht so schlecht ist. Aber deshalb spielen meine Kriminalromane in Frankreich.
GA: Wie lange haben Sie am „achten Paradies“ geschrieben?
Wickert: Ich habe im Januar 2009 angefangen, mir den Plot auszudenken. Die Hauptfiguren standen ja schon, da der unerbittliche Richter Jacques Ricou, sein Kriminalkommissar Jean Mahon und seine Freundin, die Journalistin Margaux, in allen Krimis vorkommen. Dann habe ich etwa ein Jahr lang geschrieben, allerdings mit größeren Unterbrechungen.
GA: Wie kamen Sie auf die Idee des internationalen Finanzbetrugs? Warum ausgerechnet die georgische Mafia?
Wickert: Der internationale Finanzbetrug ist Alltag. Das will ich dem Leser vermitteln. Und die Idee, die russische, beziehungsweise die georgische Mafia eine Rolle spielen zu lassen, kam mir, als mir mein französischer Freund Eric einmal in Südfrankreich sagte, das Leben dort sei unerträglich geworden, seitdem die Russen gekommen wären: Sie würden zu hohe Bestechungsgelder zahlen, so dass man als Franzose gar nicht mehr mithalten könnte.
GA: Ist geplant, Richter Ricou ein fünftes Mal ermitteln zu lassen?
Wickert: Da der französische Präsident Nicolas Sarkozy seine Drohung, den Untersuchungsrichter als Position abzuschaffen, offenbar doch nicht umsetzen will, wird Jacques Ricou noch den einen oder anderen Fall lösen können. Ich habe schon einige Ideen parat. Allerdings habe ich mir vorgenommen, als nächstes ein Sachbuch zu schreiben, dessen Thema auch schon steht. Aber welches, das verrate ich nicht.
Ulrich Wickert liest am 6. Oktober, 19 Uhr, im Polizeipräsidium, Königswinterer Straße 500 in Ramersdorf. Einlass ist ab 18.30 Uhr. In der Buchhandlung Max & Moritz, Adrianstraße 163 in Oberkassel, gibt es noch einige Karten zum Preis von fünf Euro.