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Fulminanter Abend mit Ulrich Wickert in Homburg
12.09.2025, Saarbrücker Zeitung
Homburg – Bei der „Hom-Buch“ erhielt Ulrich Wickert den deutsch-französischen Freundschaftspreis aus den Händen der Ministerpräsidentin. Mit persönlichen Einblicken zog der Journalist die Gäste in seinen Bann.
Er ist ohne Zweifel einer, der sehr viel zu erzählen hat, wenn es um Frankreich geht – und vor allem um das nachbarschaftliche Verhältnis zu Deutschland. Ulrich Wickert, 82, war am Donnerstagabend in Homburg zu Gast und es war, anders kann man es nicht sagen, ein „fulminanter Abend“. Da waren sich diejenigen, die dort waren, einig. Der Saal des Siebenpfeifferhauses platzte quasi aus allen Nähten, viel Prominenz saß in den Reihen, darunter auch der französische Generalkonsul Jérôme Spinoza und die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger. Sie war es dann auch, die eine Laudatio auf Wickert hielt. Denn dieser hatte zwar sein neues Buch und sehr viele Geschichten mitgebracht. Doch er wurde zudem mit dem deutsch-französischen Freundschaftspreis geehrt.
Das waren bislang die Preisträger
Diesen gibt es seit 2018. Ausgezeichnet werden im Rahmen der „Hom-Buch“ Personen, „die in ihren Werken und ihrem Tun die deutsch-französische Verständigung widerspiegeln“. Die Staatskanzlei des Saarlandes hat die Idee ihrerseits aufgegriffen und dotiert den Preis mit 3000 Euro, so die grundsätzlichen Infos der Veranstalter. Preisträger waren in den Vorjahren beispielsweise Krimi-Autor Cay Rademacher, Bestsellerautorin Nina George, die selbst und zudem mit ihrem Mann Jens J. Kramer als Jean Bagnol Provence-Thriller schreibt. Auch Alexander Oetker – bekannt sind seine Krimis um Luc Verlain – , Jean-Luc Bannalec, hinter dem Jörg Bong steckt, der mit seinem Kommissar Dupin die Bretagne feiert, und Kabarettist Alfons, bürgerlich; Emmanuel Peterfalvi.
Und nun also Ulrich Wickert: Die Laudatio hatte die Ministerpräsidentin übernommen, die zugleich die Bevollmächtigte der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrages über die deutsch-französische Zusammenarbeit ist und damit die deutsche Ansprechpartnerin für Frankreich in den Bereichen Kultur und Bildung.

Mr. Tagesthemen, Autor und Frankreichexperte
Rehlinger gestand, dass sie die Aufgabe, diese Rede zu erstellen, tatsächlich unterschätzt habe, denn bei Wickert stelle sich schnell die Frage: Wo anfangen und wo aufhören? Mr. Tagesthemen falle einem zu ihm vermutlich schnell ein, oder auch, dass er irgendetwas mit Frankreich gemacht und viele Bücher in unterschiedlichen Genres geschrieben habe. Er habe aber sein journalistisches Tun in die Information der Deutschen gesteckt und in den Dienst der deutsch-französischen Freundschaft gestellt.
Rehlinger war es auch, die den Preis an Wickert überreichte, der den dazu gehörenden Pin mit der deutschen und der französischen Flagge bereits angesteckt hatte.
Wickert bewies an dem Abend zudem, warum man sich gerade für ihn entschieden hatte, dass er wie kaum ein anderer die französische Mentalität versteht, dass er also genau weiß, wie die Französinnen und Franzosen ticken, und sich zudem in der Vergangenheit der beiden Länder bestens auskennt. Das tat er, indem er Passagen aus seinem Buch las und im Gespräch mit Moderator Michael Thieser. Wickert zeigte sich dabei humorvoll, eloquent, nahbar und als fundierte Quelle. So erfuhren die Gäste von seiner Jugend, als er mit der Familie aus Heidelberg in den 1950er Jahren nach Paris zog – er stammt aus einer Diplomatenfamilie. Dort ließ man sich die Rhein-Neckar-Zeitung nachschicken, und Wickert lernte früh Sprache und die Menschen verstehen. Später dann erlebte der heute 82-Jährige in seinem Beruf als Journalist, wie sich französische Präsidenten mit deutschen Kanzlern anfreundeten oder es auch (zunächst) schwer miteinander hatten. Thematisiert wurden Gänsehautmomente der deutsch-französischen Geschichte, etwa als sich 1984 Kanzler Helmut Kohl und sein französischer Amtskollege François Mitterrand in Verdun die Hände reichten, mehr als eine sichtbare Geste dafür, dass die Nationen zusammenstehen.
Wer mehr wissen möchte, kann zum Buch greifen oder einfach auch einmal wieder wachen Auges über die Grenze fahren.
Von SZ Redaktion und Ulrike Stumm